Immer mehr Städte und Landkreise verhängen nächtliche Ausgangssperren. Diese Maßnahme sieht die Corona-Verordnung des Landes bei steigenden Infektionszahlen vor.
Wird die Sieben-Tage-Inzidenz von 150 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten, „soll die örtlich zuständige Behörde die Ausgangsbeschränkung“ anordnen, heißt es in der seit Montag gültigen Verordnung für Niedersachsen. Das trifft aktuell auf acht Kommunen zu. Bislang hat sich erst ein Teil von ihnen dazu geäußert, wie er weiter vorgehen will.
Region Hannover: Zu Hause bleiben ab 22 Uhr
In der Region Hannover tritt ab Donnerstag eine zwölftägige nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Sie beginnt jeweils um 22 Uhr und endet um 5 Uhr. Ausnahmen soll es für „triftige Gründe“ geben. Darunter führt die Landesverordnung folgende Punkte auf: eine notwendige medizinische, psychosoziale oder veterinärmedizinische Behandlung, die Wahrnehmung einer beruflichen Tätigkeit, den Besuch von Gottesdiensten und ähnlichen religiösen Veranstaltungen sowie den Besuch naher Angehöriger, wenn diese von Behinderung betroffen oder pflegebedürftig sind. Außerdem soll die Regelung zur Maskenpflicht im öffentlichen Raum im gesamten Regionsgebiet erweitert werden, der genaue Umfang wird derzeit geprüft.
Landkreis Celle: Ab sofort Ausgangssperre für Celle und Bergen
Im Landkreis Celle gilt die Ausgangssperre sogar schon von Montagabend an – allerdings nicht im gesamten Kreisgebiet: Betroffen sind die Städte Celle und Bergen sowie die Gemeinde Wietze und die Samtgemeinde Flotwedel. Bis zum 13. April dürfen die Bürger dort zwischen 21 und 5 Uhr ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Es sei ein diffuses, vorrangig durch private Kontakte getragenes Infektionsgeschehen zu beobachten – insbesondere in diesen Kommunen, hieß es am Montagabend. Die Tendenz sei besorgniserregend, die Intensivkapazitäten im Celler Krankenhaus bereits zu mehr als 90 Prozent erschöpft.
Landkreis Cloppenburg: Ausgangssperre ab Mittwoch
Im Landkreis Cloppenburg soll ab Mittwoch die nächtliche Ausgangssperre gelten. Ab dann dürfen die Menschen in der Zeit zwischen 21 Uhr am Abend und 5 Uhr am Morgen ihre Häuser und Wohnungen ohne triftigen Grund nicht mehr verlassen. Der Landkreis Cloppenburg überschreitet den 150er-Grenzwert seit mehr als einer Woche.
Ausgangssperre im Landkreis Peine ab Dienstag
Der Landkreis Gifhorn hat die 150er-Inzidenz am Montag zum dritten Mal in Folge überschritten. Dort wird eine Ausgangssperre derzeit geprüft. Im Landkreis Emsland, wo der Wert schon seit mehr als einer Woche überschritten wird, steht seit Montag fest: Ab Mittwoch gilt eine Ausgangssperre. Besonders hoch sind die Infektionszahlen in Papenburg. Deshalb hat der Landkreis Emsland dort am Sonntag eine Testwoche gestartet. Auch im Landkreis Wesermarsch müssen sich die Menschen auf die Ausgangsbeschränkungen einstellen, vermutlich ab Mittwoch. Im Landkreis Peine dürfen die Menschen ab Dienstag ihr Zuhause von 21 bis 5 Uhr nicht mehr verlassen. Laut Landesgesundheitsamt liegt die Sieben-Tage-Inzidenz dort bei knapp 170. Der Landkreis hatte sich für das Modellprojekt des Landes beworben. Sollte er dafür ausgewählt werden, würden Einzelhandel und Außengastronomie in der Peiner Innenstadt tagsüber öffnen – begleitet von vermehrten Tests und Kontrollen. Der Landkreis Oldenburg hat unterdessen erst an zwei Tagen in Folge den 150er-Grenzwert überschritten.
Diese Kommunen liegen seit mindestens drei Tagen über dem Inzidenzwert von 150 (Stand: Montag, 29. März)
- Cloppenburg (Landkreis)
- Emsland (Landkreis)
- Gifhorn (Landkreis)
- Leer (Landkreis)
- Osnabrück (Stadt)
- Peine (Landkreis)
- Salzgitter (Stadt)
- Wesermarsch (Landkreis)
Land fordert weitere Maßnahmen ab Inzidenz von 100
Auch Kommunen, die an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 überschritten haben, müssen laut der neuen Corona-Verordnung schärfere Maßnahmen verhängen. Demnach kann die zuständige Behörde das Betreten von öffentlichen Plätzen, Parkanlagen und ähnlichen Orten verbieten, das Tragen einer medizinischen Maske anordnen – auch für Mitfahrende in einem privaten Auto, wenn sie nicht zum selben Haushalt gehören. Desweiteren können die Behörden eine Testpflicht für bestimmte Bereiche oder Kontaktbeschränkungen anordnen. Auch Ausgangsbeschränkungen sind laut Verordnung ab einer Inzidenz von 100 möglich.
Braunschweig verschärft die Regeln
In Braunschweig liegt die Inzidenz seit Tagen konstant über dem Wert von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Dort sind seit Montag die Kindertagesstätten wieder geschlossen, lediglich Notbetreuung wird angeboten. Ein Hausstand darf sich nur noch mit maximal einer weiteren Person treffen. Außerdem ist das Terminshopping, also Einkaufen zu vorab reservierten Zeiten, wieder gestrichen. Es dürfen lediglich bestellte Waren an der Ladentür abgeholt werden.
Wolfsburg schließt die Geschäfte wieder
Die Stadt Wolfsburg verschärft ab Dienstag die Regeln, weil dort der 100er-Grenzwert seit Donnerstag überschritten wird. Die gerade erst für Kunden mit Termin geöffneten Geschäfte bleiben dann wieder geschlossen. Zudem darf sich ein Haushalt nur noch mit einer weiteren Person treffen. Der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kitas wird dagegen aufrechterhalten.
Landkreis Harburg zieht die Notbremse
Auch der Landkreis Harburg zieht die Notbremse. Hier liegt der Ansteckungswert seit rund einer Woche bei einer Inzidenz über 100. Geschäfte dürfen nur noch bestellte Waren herausgeben und gemeinsames Sporttreiben wird wieder stark eingeschränkt. Für die meisten Schülerinnen und Schüler gilt nach den Ferien voraussichtlich wieder ausschließlich Distanzunterricht, wenn der Inzidenzwert bis dahin nicht unter den Grenzwert von 100 fällt.
Landkreis Rotenburg pendelt um den 100er-Grenzwert
Im Laufe des Dienstags will sich der Landkreis Rotenburg äußern, ob auch dort wieder schärfere Corona-Maßnahmen gelten sollen. In dem Kreis schwankte der Inzidenzwert in den vergangenen Tagen um die 100er-Marke. Die Landkreise Hameln-Pyrmont und Wittmund liegen erst seit zwei Tagen über dem Inzidenzwert von 100.
Diese Kommunen liegen seit mindestens drei Tagen über dem Inzidenzwert von 100 (Stand: Montag, 29. März)
- Braunschweig (Stadt)
- Celle (Landkreis)
- Delmenhorst (Stadt)
- Emden (Stadt)
- Hannover (Region)
- Harburg (Landkreis)
- Hildesheim (Landkreis)
- Osnabrück (Landkreis)
- Rotenburg/Wümme (Landkreis)
- Schaumburg (Landkreis)
- Vechta (Landkreis)
- Wolfsburg (Stadt)
Nur drei Kommunen mit Inzidenz unter 50
Inzwischen gibt es in Niedersachsen nur noch drei Landkreise, die unterhalb einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 liegen: Northeim, Goslar und Nienburg (Weser). Im Landkreis Goslar ist der Wert innerhalb der vergangenen sieben Tage allerdings deutlich gestiegen. Dort hatte er am Dienstag vergangener Woche noch bei 24,9 gelegen, nach einem kontinuierlichen Anstieg liegt er jetzt bei 45,5. Gesunken ist er dagegen in den vergangenen sieben Tagen im Landkreis Northeim, während er im Landkreis Nienburg nahezu stabil geblieben ist.